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Adalbert Stifter

 

 

Adalbert StifterGeboren am am 23.10.1805 in Oberplan im Böhmerwald, das damals zur österreichischen Monarchie gehörte, dann aber zur Tschechoslowakei kam und später auf die andere Seite des Eisernen Vorhangs geriet. Heute liegt das Dorf an einem Stausee, den es zu Stifters Zeiten nicht gab, gehört zur Republik Tschechien, und man kann es leicht besuchen, wenn man von Linz aus die schmalen Straßen, die über den Böhmerwald hinüber ins jenseitige Tal führen, nicht scheut. Auf der anderen Seite gibt es eine Autofähre über den See, und man ahnt noch etwas von jener Langsamkeit, aus der Stifter kam. In Oberplan ist sein Geburtshaus zu besichtigen, ein bescheidenes, obgleich keineswegs ärmliches Anwesen. Stifter kam als Sohn eines Leinewebers und Flachshändlers zur Welt. Als er 12 Jahre alt war, starb der Vater, und er wurde seitdem von den Großeltern erzogen. Er besuchte von 1818 bis 1826 die Lateinschule in Kremsmünster. Er galt als begabter Schüler und studierte bis 1830 in Wien zunächst Jura, dann Naturwissenschaften und Geschichte, machte aber keine Abschlussprüfung. Den Lebensunterhalt verdiente er sich als Privatlehrer in Wiener Adelshäusern. Er begann zu schreiben, und es gelang ihm rasch, öffentliche Aufmerksamkeit zu erzielen. Nach und nach jedoch schrieb er sich immer mehr in seine eigene Welt hinein, als deren Gipfel sein Roman Der Nachsommer (1857) gelten muss, der zwiespältige Aufnahme fand, und schließlich der historische Roman Witiko (1867), der nur noch Unverständnis erntete. Stifter war bei seinem Tod (er starb am 28.1.1868) nahezu vergessen, und erst nach und nach wurde die unvergleichliche und nicht leicht zugängliche Größe seines Werks anerkannt. Ein massenhaft gelesener Autor ist er nie geworden, obwohl er unter katholisch und zuweilen auch national-konservativ gestimmten Lesern eine anhaltende Bedeutung besitzt, was alles in allem ein Missverständnis bedeutet. Näher kommen ihm Schriftsteller wie Arnold Stadler oder Peter Handke, die sich immer wieder auf ihn beziehen. Stifters Wirkung gleicht jenem "sanften Gesetz", das er in seiner Vorrede zu der Erzählsammlung Bunte Steine beschworen hat: "Das Wehen der Luft, das Rieseln des Wassers, das Wachsen der Getreide, das Wogen des Meeres, das Grünen der Erde, das Glänzen des Himmels, das Schimmern der Gestirne halte ich für groß." – Im Netz gibt die Seite des Stifter-Hauses in Linz weitere Informationen.

 
Stifters "Nachsommer" ( Ulrich Greiner)
Stifters "Witiko" ( Ulrich Greiner)